Hinter den
Kulissen eines Drei-Gänge-Menüs:
Auszubildende übernehmen die Küche
„Gräflicher Nachwuchs – Heute übernehmen wir“ lautet das Motto einer jährlich stattfindenden Veranstaltung, bei der die Azubis des Gräflichen Parks komplett die Regie für ein mittägliches Drei-Gänge-Menü übernehmen. Dieses Mal sollte ich als Marketing-Praktikantin Fotos machen. Da die Veranstaltung bereits um 13 Uhr beginnen sollte und ich erst um kurz nach halb eins in der Küche eintraf, erwartete ich ein Riesen-Chaos und Berge an Lebensmitteln, die sich in der Küche häufen würden. Falsch gedacht! Es herrschte gähnende Leere. Vermutlich kam ich auf den Gedanken, weil es bei mir immer so aussieht, wenn ich mal seltenerweise meine Eltern bekoche (sie bekommen schon Schweißperlen auf der Stirn, wenn ich die Mikrowelle anstelle). Aber zurück zu unserem Azubi-Tag.
Die Gäste wurden von den Azubis herzlich begrüßt. |
Wo ist denn das
Chaos?
Wo sind die überhaupt
und warum ist niemand dabei, den ersten Gang anzurichten? Also ging ich wieder
nach draußen zu den wartenden Gästen vor unserem „Caspar’s Restaurant“ und
entdeckte die Azubis hinter einer Theke beim Austeilen eines kleinen
Begrüßungsdrinks: Es gab, unseren „Louis“ und einen alkoholfreien Cocktail, den
ich aufgrund seines interessanten Aussehens auch sofort probieren musste. So,
die Azubis waren gefunden und ein paar Fotos hatte ich auch schon im Kasten.
Unsere Rhabarber-Weinschorle "Louis" und der alkoholfreie Begrüßungsdrink aus Minze, Grenadine und Blue Curacao. |
Action im Service
Nach einer kleinen
Begrüßungsrede durch unsere Auszubildenden Judith und Vera ging es dann auch
für die Gäste ins „Caspar’s“ wo sie von den Azubis zu ihren Plätzen geleitet
wurden. Wie sie das so reibungslos hingekriegt haben, ist mir immer noch ein
Rätsel. Immerhin musste der Service hier nicht nur die Tischnummern auswendig wissen,
sondern auch die Gäste kennen, um sie den Tischen zuordnen zu können, im Kopf
haben, wer wen zu seinem Tisch bringt und alle durften sich dabei in den
schmalen Restaurant-Gängen nicht in die Quere kommen. Da ich das Gefühl hatte,
im Weg zu stehen – bei so viel Koordination und System – ging ich zurück in die
Küche; vielleicht passierte ja mittlerweile etwas mehr. Aber außer unserer
Jungköchin Vera, die in einem Topf rührte, tat sich nicht viel. Wesentlich
beschäftigter waren dabei die Service-Azubis, die mittlerweile den
Getränkewünschen der Gäste nachkommen mussten.
Kleine
Gaumenfreude: Die Küche fährt hoch
Doch plötzlich ging
alles ganz schnell: Weckgläser wurden aufgestellt, der Inhalt des großen Topfes,
in dem Vera gerührt hatte, wurde in zwei Gießbecher umgefüllt und die
braun/beige Masse kam in die Gläser, die anschließend von den Service-Azubis
unter Anleitung von Sascha Winkelmann (Leiter des Bankett Service) zügig zu den
Gästen transportiert wurden. Innerhalb von gefühlten zehn Sekunden war alles
wieder vorbei. Immer noch völlig benommen von der plötzlichen Schnelligkeit in
der Küche, durfte ich auch ein Weckglas mit dem ominösen braunen Gemisch
probieren. Der „Latte macchiato aus Marone und Apfel“ wie ich später erfuhr,
schmeckte super! Leicht scharf und würzig und trotzdem erfrischend fruchtig.
Mein Lob wollte ich auch gleich an die super Köchin und ihr Team weitergeben
und bedankte mich bei Vera für die Vorspeise. Aber: „Das war doch nicht die
Vorspeise, das ist doch erst das Amuse-bouche!“ Mist. Ich glaube das wird heute
nicht meine einzige Belehrung bleiben.
Ganz schön auf zack - in Windeseile waren die Gläser gefüllt. |
Per
Salathalter durch die Vorspeise
Direkt im Anschluss
wurde nun die richtige Vorspeise zubereitet. Die geräucherte Forelle und die
Limettencreme waren bereits auf den Tellern angerichtet, nun fehlten noch der
Rucola und die Croûtons. Hier wurde Hand in Hand gearbeitet, es gab einen „Croûtonhalter“
und einen „Salathalter“ für die beiden Köchinnen Vera und Imke, die dann die
beiden Zutaten auf die Teller verteilten. Im Anschluss wischte eine weitere
Küchenhilfe der Azubis die Tellerränder sauber. In rasender Geschwindigkeit
wurden so auch die Vorspeisenteiler servierfertig angerichtet und konnten von
den Service-Azubis erneut herausgetragen werden. Da auch von der Vorspeise ein
Teller übrig blieb, durfte ich erneut probieren. Auch diese war super lecker,
vor allem der gefüllte Ravioli mit Fisch und Meerrettich hat mir gefallen.
Teamarbeit bei der Vorspeise, jeder hat seine eigene Aufgabe. |
Hauptspeise
am laufenden Band
Nun wurde ein blaues
Band zwischen einem Küchentisch und dem Pass, so nennt man die Anrichte, wo die
fertigen Speisen für den Service bereitgestellt werden, errichtet. Dieses sah
aus wie die Miniatur eines Kassenbandes. Wofür war das? Mein Blick wurde aber
erst einmal von den lecker duftenden und dampfenden Rinderrouladen abgelenkt,
die auf den Tisch vor mir gestellt wurden. Mmhhh! Daneben standen kleine
Röllchen aus Wan Tan, in denen später der Kartoffelpüree angerichtet wurde.
Auch die Funktion des blauen Bandes offenbart sich mir jetzt: Die Köchinnen und
Küchenhilfen stellten sich der Reihe nach neben dem Band auf, jede mit einer
eigenen Aufgabe, und warteten bis ihnen ein Teller von der nebenstehenden
Person zugeschoben wurde – über Band, so ging es leichter. Aus Erfahrung kann
ich sagen, dass die Teller nicht nur super appetitlich aussahen, sondern auch
so schmeckten.
Auch bei der Hauptspeise wurde Hand in Hand gearbeitet. |
Gott in
Frankreich: das Dessert
Während ich meine
Rouladen noch genoss, richteten unsere fleißigen Küchenfeen schon das Dessert
an. Es gab Kuchenkringel mit Heidelbeeren, kleine Schoko-Heidelbeer-Pralinen,
Stracciatella-Eis und Heidelbeer-Sorbet. Jeder Azubi hätte die Nachspeise
eleganter formuliert als ich, aber ich hoffe so geht es auch. Nach dem Dessert
gab es kleine Tellerchen mit Macarons, Windbeuteln und kleinen Kuchenteilchen
mit Schokoladencreme – es wurde gespeist wie Gott in Frankreich!
Eis schmeckt auch in der kühlen Jahreszeit. |
Zum Kaffee gab es noch einen kleinen Gruß aus der Küche. |
Am Ende der Veranstaltung war ich von der koordinierten und eingespielten Teamarbeit der Azubis völlig überwältigt. In keiner Sekunde hat man gemerkt, dass hier noch Lehrlinge am Werk sind und auch der raue Küchenton ist hier wesentlich gemäßigter. Ich muss sagen – die Küche ist zu meinem Lieblingsort im Gräflichen Park geworden!
Charlotte
Löneke, Praktikantin Marketing/Veranstaltungsmanagement
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