Donnerstag, 22. März 2012

Vom Fachkräftemangel und der ITB

Die Woche um den 10. März herum war eine ziemlich aufregende – so aufregend, dass ich erst jetzt dazu komme, sie Revue passieren zu lassen! Nicht nur, dass wir im Gräflichen Park das Leipziger Streichquartett zu Gast hatten und das Fußballteam des Hotels beim UGOS-Fußball-Cup den 2. Platz hinter der Moritz-Klinik holte, nein, darüber hinaus waren auch noch einige von uns bei der Internorga in Hamburg unterwegs und natürlich auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Meine Azubine Susanne S., die bereits aus diesem Blogbeitrag bekannt ist, und ich konnten am Donnerstag einen eigenen Blick auf die Entwicklungen im Tourismusmarkt in Berlin werfen.

Dazu ging es bereits um 6.30 Uhr mit ICE und Co. los, so dass wir fast pünktlich zu Messebeginn gemeinsam mit gefühlt Abertausenden anderen Fachbesuchern auf das Messegelände strömen konnten. Für den Tag hatten wir uns ein viel zu volles straffes Programm zusammengestellt, das Termine für Fachgespräche, einen Besuch des ITB-Kongresses mit Fachvorträgen sowie einen Besuch bei unserem Chef und Chief Marketing Officer Olaf Beck in der HSMA-Lounge beinhaltete. Wunderbar, auch viele andere bekannte Gesichter, z.B. vom Hotelcamp, wiederzusehen!

Running Gag und Reizthema des Tages war allerdings das Wort „Hongkong“. Susanne, die nun vor ihrer Abschlussprüfung als Hotelfachfrau steht, interessierte sich auch für Karrieremöglichkeiten. Hierzu wurden wir am Kempinski-Stand fast genötigt sehr eindringlich auf die Kempinski Career Days angesprochen, zu denen sie unbedingt nach München reisen sollte – und sehr wichtig seien übrigens auch Auslandserfahrungen, die man z.B. in Hongkong sammeln sollte, sonst hätte man eher geringe Chancen.

Das Wort „Hongkong“ zog sich anschließend auch durch die Podiumsdiskussion „War for Talent“ - die Massenflucht aus der Hotellerie. Die Hotellerie bildet aus und verliert danach ihren Nachwuchs an andere Branchen. Wie kann sie junge Leute begeistern? Und was bietet die Branche den Jung-Akademikern?
Hierbei hatten wir uns auf eine aufschlussreiche Diskussion zwischen dem Moderator Hartwig Bohne, Inhaber hpc bohne Consulting, und dem Panel bestehend aus Manuel Konen, Vorstand, Konen & Lorenzen Recruitment Consultants, Katrin Melle, Director Human Resources, Hyatt International EAME und Robert F. Wetterauer, Präsident, EUROCHRIE (European Council on Hotel, Restaurant & Institutional Education), eingestellt. Wir wurden leider etwas enttäuscht, denn die zahlreich versammelten jungen Hotelschüler und -azubis hörten dabei eine ca. 60minütige Mischung aus Unternehmensdarstellung und immer wieder der Betonung, dass die Hotellerie einfach etwas mehr über sich selbst informieren sollte und die Vorzüge des Berufes darstellen sollte, dann würde sich das schon regeln mit dem Fachkräftemangel - also aus meiner Sicht rein kosmetische Maßnahmen. 

Erst bei der leider knapp gehaltenen Fragerunde für die Zuschauer wurden die Diskutanten zu dem eigentlichen Thema befragt bzw. damit konfrontiert, dass zum Titel der Veranstaltung konkret eigentlich wenig gesagt wurde (wie können junge Leute begeistert werden, wie soll die Branche attraktiv werden?). So griff eine Absolventin der Berliner Hotelschule das Stichwort „Work-Life-Balance“ auf oder Karrieremöglichkeiten für Frauen – was die Panelisten denn zu diesen Themen sagen könnten? Leider erschöpfte sich die Beantwortung der Frage darin, dass man sich erst einmal hocharbeiten müsste und dann würde sich das schon selbst regeln. Ein Absolvent von Lausanne erkundigte sich nach der Beteiligung der späteren Arbeitgeber an der Ausbildung – und deutete damit indirekt an, dass die vielfach zu besetzenden Jobs wie z.B. im Housekeeping, Empfang oder Service nun einmal nicht die Fächer sind, für die man studieren muss, sondern es sind die selteneren Posten im Management, die aber trotzdem noch schlechter bezahlt sind als in anderen Branchen.

Konkrete Tipps oder neue Erkenntnisse zum Fachkräftemangel und wie man ihm vorbeugen kann, erhielten wir leider eher wenige - außer von der Arbeitgeberseite, dass Absolventen und Interessenten Leidenschaft, Flexibilität und Mut z.B. für lange Arbeitszeiten und Auslandsaufenthalte mitbringen sollten und sich intensiv mit der Branche auseinander setzen müssen, z.B. durch Praktika. Dafür betonte Herr Konen, dass die Berufserfahrung gerade im außereuropäischen Raum (wie z.B. Hongkong!) eminent wichtig sei. Frau Melle mit ihrer erfrischenden Art ist uns mit aufschlussreichen Ideen im Gedächtnis geblieben – bei Hyatt scheint man sich viele Gedanken um Personalentwicklung zu machen. Eine lesenswerte Summary der Hard Facts der Diskussion ist übrigens auf dem Blog der Hotelfachschule Hamburg zu finden. Generell ein sehr interessantes und in der nächsten Zeit auch akutes Thema, über das ich gerne mehr erfahren würde. Auch wir im Gräflichen Park machen uns natürlich Gedanken, wie wir junge Leute für die Hotellerie begeistern und auch in der Branche halten können. Somit war dies ein Tagesabschlusspunkt, über den Susanne und ich auf dem Heimweg noch lange diskutierten - und es wäre wünschenswert, die Diskussion im nächsten Jahr auf der ITB mit etwas stärkerem Schwerpunkt auf die Massenflucht und die Fragen, die die Absolventen bewegen (Gehalt, Vereinbarkeit von Beruf und Familie etc.) zu wiederholen.

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