„Nur im Notfall“, denken wohl viele bei der
Vorstellung, mit dem Partner nicht nur Tisch und Bett, sondern auch die
Arbeitsstätte zu teilen. „Gott bewahre“, schießt es wahrscheinlich jedem durch
den Kopf, der sich mit dem Partner gemeinsam in einem Zweierbüro, Schreibtisch
an Schreibtisch, sieht.
Christel und Franz-Josef Krawinkel sitzen sich nun seit fast elf Jahren im Büro direkt gegenüber. "Kann das denn der Liebe abträglich sein?", haben wir gefragt... (Foto: Kristina Schütze) |
So oder so ähnlich müssen auch unsere
beiden Kollegen Christel und Franz-Josef Krawinkel gedacht haben, als ihnen die
damalige Leitung des „Gräflicher Park Grand Resort“ Mitte der 2000er Jahre
offerierte: „Wenn das Hotel renoviert ist, arbeiten sie zusammen in einem Team
und in einem Büro.“ Kommt man heute in dieses Büro, ist aber keine Spur von schlechter
Stimmung, von Gereiztheit oder Sonderregeln.
Nette Kollegen, cooles Paar…
…denken wohl die meisten und fragen sich
vielleicht, wie das geht: zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten, ohne den
anderen leid zu sein.
„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“
sagt Franz-Josef Krawinkel. „Man weiß über die gegenseitigen Stärken und
Schwächen des anderen und setzt das nutzbringend ein. Meine Frau kann zum
Beispiel besser tippen als ich.“ „Und mein Mann hat ein unglaubliches
Gedächtnis – der kennt jeden Gast, der vor Jahren mal hiergewesen ist“, sagt
seine Frau Christel Krawinkel. Und die Zimmer, die kennt er auch besser, sind
sich die beiden – die auch gemeinsam im Betriebsrat engagiert sind – einig.
Einig scheinen sich die beiden Bad
Driburger ganz schön häufig zu sein: In der Regel hätten sie schon für die
gleichen Gäste oder Kollegen Sympathien, einigen der Stammgäste schrieben sie
sogar privat Karten zu Weihnachten, weil die Bindung so gewachsen sei. Zuhause
sei es übrigens nicht anders: Gestritten würde eigentlich nie.
Historie der Zusammenlegung – Historie im Hotel
Wie kam es denn jetzt eigentlich ganz genau
zur heutigen bürolichen Konstellation des Ehepaares, das seit 28 Jahren
verheiratet ist? Dafür müsse man zurückschweifen ins Jahr 1981, erklärt
Christel Krawinkel. Zu diesem Zeitpunkt hatte die heute 51-Jährige nämlich ihre
Lehre zur Bürokauffrau im Gästeservice-Center begonnen und blieb dort auch nach
ihrer Ausbildungszeit bis zum Umbau des Hotels. „Das Gästeservice-Center war damals
der Kurverwaltung angegliedert und hatte mit dem Hotel eigentlich nichts zu tun“,
erläutert sie die damaligen Gegebenheiten. „Wir haben von dort pro Woche 500
bis 600 Prospekte verschickt an Leute, die hierher zur Kur kommen wollten.“ Die
Anfragen für Prospekte und die Anzahl der Kurwilligen ließen allerdings
irgendwann nach…
Im Jahr 2005 stand der Umbau des Hotels fest
und der Direktor dort hieß Jochen Zillert. „Herr Zillert hat dann beschlossen,
dass ich in Anbetracht dieser Lage in das Reservierungsbüro des Hotels wechseln
sollte, denn dort gab es inzwischen mehr Arbeit, als mein Mann alleine schaffen
konnte.“ Franz-Josef Krawinkel war im Jahr 2000 in den Gräflichen Park
gekommen, als er arbeitsuchend und das Hotel auf der Suche nach einem
Reservierungsleiter war.
„Am Anfang war ich wirklich nicht begeistert,…
…mit meinem Mann in einem Büro zu sitzen“,
sagt seine Frau heute, „aber ich habe mir das dann durch den Kopf gehen lassen
und festgestellt, dass mich das Hotel schon sehr interessiert.“ Anfangs saßen
die beiden noch mit im Großraumbüro der Bankettabteilung – eine Konstellation,
die nach kurzer Zeit als zu unruhig herausstellte, so dass es dann einen Umzug
in das Zweierbüro hinter der Rezeption gab, wo die beiden seitdem sitzen.
Gibt es denn bei der ganzen Harmonie nichts, was nervt??!!
„Mein Mann kann sich wahnsinnig aufregen
über Dinge, die man nicht ändern kann“, rückt Christel Krawinkel endlich raus,
relativiert aber gleich wieder: „Aber nerven, nerven tut mich das nicht.“ Ihr
62-jähriger Mann findet nur anerkennende Worte: „Ein früherer Marketingleiter
bei uns, der hat die Qualitäten meiner Frau ganz schnell erkannt und sie zur
Revenue Managerin gemacht. Sie konnte schon immer sehr gut mit Zahlen und
Statistiken umgehen und macht den Job ganz toll!“
Tagsüber im Büro schaut man den Partner
also durch die Bürobrille an und abends und am Wochenende zuhause durch die
Privat-Ehe-Brille? Ein bisschen schon vielleicht: Während der Arbeitszeit
sprächen sie eigentlich kaum Privates und daheim nur sehr selten über den Job. „Manchmal
rufe ich meinen Mann, der morgens früher anfängt und nachmittags eher geht als
ich, fünf Minuten nachdem er aus dem Büro entschwunden ist, auf dem Handy an.
Dann bitte ich ihn zum Beispiel, ein Brot mitzubringen. Da denkt man während
der Zeit im Büro oft gar nicht dran, weil es ein privates Thema ist.“
Was tut das Ehepaar Krawinkel privat denn gerne?
Und vor allen Dingen – lieber zusammen oder
dann doch mal getrennt? „Wir gehen zusammen ins Fitness-Studio, lieben unsere
beiden Katzen Lilli und Lennox und wir reisen unheimlich gerne“, sagt
Franz-Josef Krawinkel. „Zuletzt waren wir in Berlin, Würzburg und immer wieder
an der Ostsee. Als echte Afrika-Fans haben wir
auch Namibia und Kenia bereits mehrfach bereist.“ Und, welche Brille haben die beiden
auf, wenn sie in ein fremdes Hotel kommen? „Wir haben auf jeden Fall
festgestellt, dass uns privat geführte Hotels besser gefallen, weil die
Mitarbeiter dort individueller sein dürfen und zum Beispiel nicht an jedem Gast
ganze Kataloge von Fragen abarbeiten müssen. So was wie hier gibt es allerdings
nirgendwo, weil die Leute bei uns so natürlich freundlich sind.“
Viel
unspektakulärer als wir es uns alle vorgestellt haben,…
scheint so ein eheliches Büro zu sein,
stelle ich fest. Vielleicht gibt es eine aufregende Geschichte über das
Kennenlernen in den 1980er Jahren zu erzählen? „Wir haben uns in einer Kneipe
kennengelernt – damals gab es ja noch ein Kneipenleben in Bad Driburg“, verrät
Christel Krawinkel. Mehr ist ihr aber irgendwie nicht zu entlocken. Vielleicht
wäre das ein oder andere doch noch bunter, aber die beiden sind einfach sehr
verschwiegen ;-)
Kristina Schütze, Director Public Relations,
Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff